Schwetzinger Zeitung 27.07.12: Jeden Tag eine gute Tat? Auf jeden Fall!

Erschienen am 30. July 2012 in Chronik 2012
Aus der Schwetzinger Zeitung, 27.07.12.
Vorgestellt: Die Pfadfinder des Stammes Don Bosco sehen sich als “lockerer Haufen” an und stehen zu ihrer Herkunft und ihrem Glauben.
Jeden Tag eine gute Tag? Auf jeden Fall!
Von unserem Mitarbeiter Volker Widdrat
Ketsch. “Wir sind ein lockerer Haufen”, ruft Daniel Schäfer und lacht. “Wir haben immer viel Spaß”, pflichtet ihm Lukas Rey bei. Die beiden sind Pfadfinder. Der 27-jährige Daniel leitet gemeinsam mit Jessica Kippdorf und Joscha Ziegler die Gruppe der 13- bis 16-Jährigen. Mittwochabends im Keller des katholischen Pfarrheims. Um diese Zeit treffen sich hier immer die Rover, Pfadfinder der Altersstufe ab 16 Jahren. Den Stamm Don Bosco gibt es seit 1983, zurzeit hat er etwa 100 aktive Mitglieder, die sich auf die Altersgruppen Wölflinge, Jungpfadfinder, Pfadfinder und Rover aufteilen, erzählen Sven Surowec und Manuel Rebmann vom Vorstand. Der 25-jährige Techniker und der 22-jährige Industriekaufmann sind seit Jahren dabei. Die Pfadfinderbewegung wurde von dem 1857 in London geborenen Sir Robert Baden-Powell ins Leben gerufen.
Eine Lebenseinstellung
Der Soldat der britischen Armee bekam während des Buren-Krieges zwischen den Engländern und den Nachkommen holländischer Siedler in Südafrika wegen seiner Wachsamkeit und seiner Vorgehensweise von seinen Gegnern den Namen “Impeesa”, was so viel heißt wie “der Wolf, der niemals schläft”. “Pfadfinden ist eine Lebenseinstellung”, sagt Christine Keilbach, die Kuratin des Stammes. “Chris” ist geistlicher Beistand, quasi die Verbindung zwischen der Kirchengemeinde und den “Pfadis”. Wir sprechen über das Pfadfindergesetz. “Als Pfadfinder stehe ich zu meiner Herkunft und zu meinem Glauben”, heißt es da. “Als Pfadfinder entwickle ich eine eigene Meinung und stehe für diese ein”. Und: “Als Pfadfinder gehe ich zuversichtlich und mit wachen Augen durch die Welt”. Die diplomierte Sozialpädagogin hört den Begriff “Gesetze” nicht so gern, möchte lieber von “Grundlinien” oder “Orientierung” reden. “Wir versuchen mit einer Grundeinstellung an die Dinge heranzugehen, die das “un” vor “möglich” weg kickt, so wie es eben auf einer Zeichnung von Baden-Powell zu sehen ist”, meint Christine: “Misserfolge sollten als Herausforderungen und nicht als Niederlagen gesehen werden.” Vor kurzem hat die Kuratin den jüngsten Pfadfindern das Versprechen abgenommen. Die Feier der Wölflinge findet jedes Jahr statt – inklusive Verköstigung und Übernachtung im Pfarrheim. Das war auch dieses Mal wieder ein Riesenspaß. Der Ketscher Stamm ist nach Don Giovanni Bosco benannt, erzählt Manuel.
Bon Bosco, 1815 in Becchi in Italien als Sohn armer Bauern geboren, absolvierte Lehren als Schneider, Bäcker, Koch und Schmied. Als Priester gründete er eine Jugendgruppe und nannte sie Allegria (Fröhlichkeit). Fröhliche Ereignisse gibt es bei den Ketscher Pfadis zu Genüge. Etwa am 24. April, dem Georgstag, an dem alle an das Pfadfinderversprechen denken.
Am Georgstag, der dieses Jahr in Wieblingen stattfand, waren alle 14 Stämme aus dem Bezirk Kurpfalz da. Und die Jungpfadfinder, die von Michelle und Jessica Schmiel sowie Mathias Peter und Lukas Rey geleitet werden, haben vor kurzem an der “Hohwies” übernachtet. Nach Fußball waren heiße Würstchen, Stockbrot und Marshmallows am Lagerfeuer angesagt. Im Sommer sind die begeisterten Pfadfinder oft draußen zu finden. Für Rover gibt es gar eine “Rosskur”, einen Stationslauf über 24 Stunden, der jährlich von der Diözese ausgerichtet wird. Die Ketscher haben dieses Jahr in Staufen mit einer Fußgruppe teilgenommen. Dass die Don Bosco-Pfadfinder ein lustiger Haufen sind, wird jedes Jahr vor Fasching deutlich. Dann wird am Wagen für die Umzüge und an den bunten Kostümen gewerkelt. Eine Riesengaudi waren in der diesjährigen Kampagne die Pfadis als Ninja Turtles. Doch wer meint, es gehe nur um Jubel, Trubel, Heiterkeit, der sieht sich getäuscht.
Sozial Engagement muss sein
Das soziale Engagement steht oft im Vordergrund. Und die Pfadfinder-Gruppen müssen Geld einnehmen, um beispielsweise Ausflüge finanzieren zu können. In Kooperation mit dem Verein “Sonnenernte” werden Altpapiersammlungen durchgeführt. Die Erlöse werden eingesetzt, etwa für das diesjährige Sommerlager, das Ende August ins Bayerische führt.
Da können dann auch Kinder mit, die sich das eigentlich nicht leisten könnten. Als letztes Jahr Baumhaus und Holzlokomotive im Kindergarten St. Bernhard frisch gestrichen werden mussten, haben selbstredend auch wieder alle mit angepackt. Denn Pfadfinder sind nie alleine, sie stehen immer zusammen, ist im Keller des Pfarrheims zu erfahren. Alle freuen sich schon auf den morgigen Samstag: Dann wird die beliebte Wölflingsleiterin Vera Maurer ihren Julian heiraten. Nach der Trauung soll das Brautpaar vor der Kirche begrüßt werden. Ehrensache, dass die Pfadis dort den Sektempfang ausrichten.
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| Mit viel Engagement und jeder Menge guter Laune bei der Sache: die Rover des Pfadfinderstammes Don Bosco (hinten von links) Tobias Bopp, Manuel Rebmann, Sven Surowec, Mathias Peter und (vorne von links) Jessica Schmiel, Christine Keilbach, Lukas Rey, Alexander Gross und Daniel Schäfer. |
